Kairo – Ägyptens pulsierendes Herz

Kairo, arabisch „al-Qāhira“ genannt, ist nicht nur die Hauptstadt Ägyptens, sondern auch die größte Stadt des Landes. Mit über 21 Millionen Menschen in der Metropolregion zählt sie zu den bevölkerungsreichsten Städten Afrikas und der gesamten arabischen Welt. Ihre Lage nahe dem Nildelta und ihre reiche Geschichte machen Kairo zu einem bedeutenden kulturellen und politischen Zentrum.

Obwohl die Stadt im Jahr 969 unter der Herrschaft der Fatimiden offiziell gegründet wurde, war das Gebiet bereits in früheren Zeiten besiedelt. Historische Spuren aus Pharaonenzeit, römischer Epoche und der frühen islamischen Geschichte finden sich heute noch im Stadtteil Alt-Kairo. Nicht weit entfernt liegen auch die weltbekannten Pyramiden von Gizeh und die antike Hauptstadt Memphis – beide eng mit der Geschichte des alten Ägyptens verbunden.

Kairo wird oft als „Stadt der tausend Minarette“ beschrieben – ein Verweis auf die Vielzahl an Moscheen und die eindrucksvolle islamische Architektur, die das Stadtbild prägt. Die Stadt beherbergt bedeutende Einrichtungen wie die traditionsreiche Al-Azhar-Universität, eine der ältesten Hochschulen der Welt, sowie die größte Film- und Musikindustrie in der arabischen Region. Kairo ist außerdem ein wichtiger Standort für internationale Organisationen, Medien und Unternehmen.

Mit einer Fläche von rund 453 Quadratkilometern und Millionen Menschen, die im Umland leben, ist Kairo auch eine der am stärksten belasteten Städte des Kontinents. Luftverschmutzung und starker Verkehr gehören zum Alltag. Die Metro von Kairo zählt zu den wenigen ihrer Art in Afrika und wird täglich von Millionen Menschen genutzt.

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Woher stammt der Name „Kairo“?

Im ägyptischen Alltag sprechen viele Menschen von „Maṣr“, wenn sie Kairo meinen – derselbe Name, den sie auch für das Land Ägypten verwenden. Das zeigt, wie stark die Stadt mit der Identität des Landes verknüpft ist. Der offizielle Name „al-Qāhira“ bedeutet übersetzt „die Siegreiche“ oder „die Erobernde“. Der Legende nach war der Planet Mars – im Arabischen „an-Najm al-Qāhir“ genannt – zum Zeitpunkt der Stadtgründung sichtbar am Himmel, was möglicherweise zur Namensgebung beitrug. Auch die erwartete Ankunft des Kalifen al-Muʿizz im Jahr 973 spielte wohl eine symbolische Rolle.

Ein nahegelegener Vorort namens „Ain Shams“ – was „Auge der Sonne“ bedeutet – erinnert zudem an die pharaonische Vergangenheit der Region. Kairo vereint damit wie kaum eine andere Stadt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem lebendigen urbanen Gefüge.

Die Namen Kairos und ihre Ursprünge

Kairo, bekannt als „al-Qāhira“ im Arabischen, ist nicht nur Ägyptens größte Stadt, sondern trägt auch viele andere historische Namen – insbesondere aus dem Koptischen. Einer dieser Namen ist di Kashromi (koptisch: ϯⲕⲁϣⲣⲱⲙⲓ), der bereits um 1211 dokumentiert wurde. Übersetzt bedeutet dieser Name sinngemäß „der Mann, der zerbricht“, was vermutlich eine sprachliche Spiegelung des arabischen Namens „die Erobernde“ (al-Qāhira) darstellt.

Ein weiterer koptischer Name ist Lioui oder Elioui (ⲉⲗⲓⲟⲩⲓ), vermutlich eine Ableitung des griechischen „Heliopolis“ – die antike Sonnenstadt. Auch Begriffe wie Mistram oder Nistram werden gelegentlich mit Kairo in Verbindung gebracht. Diese könnten jedoch eher auf die abbasidische Stadt al-Askar verweisen, die einst unweit des heutigen Kairo lag.

In der modernen koptischen Sprache finden sich weitere Varianten wie Kahire (ⲕⲁϩⲓⲣⲏ), Chairon (ⲭⲁⲓⲣⲟⲛ) oder Kahira (ⲕⲁϩⲓⲣⲁ). Manche Legenden deuten diese Namen als „Land der Sonne“, doch diese volksetymologischen Deutungen lassen sich in altägyptischen Texten nicht eindeutig belegen. Dennoch halten manche Forscher, etwa Paul Casanova, die Theorie für möglich, dass die Stadt auf älteren Siedlungsnamen basiert. Ebenso wird Kairo im Koptischen oft schlicht ⲭⲏⲙⲓ genannt – das Wort für ganz Ägypten selbst.

Interessant ist auch die informelle Aussprache in Alexandrien: Dort sagen viele schlicht Kayro ([ˈkæjɾo]), was im Ägyptisch-Arabischen oft verwendet wird.


Historische Entwicklung der Stadtlandschaft

Bereits in der Antike hatte die Region rund um das heutige Kairo eine zentrale Rolle inne. Die Stadt Memphis, einst Hauptstadt des Alten Reiches, lag ganz in der Nähe. Aufgrund der strategisch günstigen Lage oberhalb des Nildeltas war das Gebiet jahrtausendelang von hoher Bedeutung.

Im späten 3. oder frühen 4. Jahrhundert errichteten die Römer auf dem Ostufer des Nils eine befestigte Stadt, die später als Babylon von Ägypten bekannt wurde. Diese Festung war Kern des römischen und byzantinischen Kairos und ist heute das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt. Das Gebiet wurde später zum religiösen Zentrum der koptisch-orthodoxen Kirche, die sich im 4. Jahrhundert vom byzantinischen Christentum abspaltete. Noch heute stehen in diesem Stadtteil – bekannt als „Koptisches Kairo“ – historische Kirchen wie die berühmte Hängende Kirche.

Nach der arabisch-muslimischen Eroberung im Jahr 640 entstand nördlich von Babylon die erste islamische Hauptstadt Ägyptens: al-Fustat. Ursprünglich als Lagerplatz gegründet, entwickelte sich die „Stadt der Zelte“ schnell zu einer festen Siedlung und einem politischen Zentrum.

Im Jahr 750 errichteten die Abbasiden nördlich davon eine neue Hauptstadt: al-Askar, ein militärisch gegliedertes Lager mit Wohnvierteln. Doch auch diese Siedlung war nicht dauerhaft.

Als sich Ahmad ibn Tulun 869 gegen die Abbasiden auflehnte, ließ er erneut eine Stadt erbauen: al-Qatta’i, rund um einen großen Palast und die nach ihm benannte Moschee. Diese Stadt wurde jedoch 905 nach der Rückkehr der Abbasiden zerstört, und die Hauptstadt wurde wieder nach Fustat verlegt.

Wie Kairo entstand: Die Geschichte der Stadtgründung

Die Ursprünge Kairos reichen ins Jahr 969 n. Chr. zurück, als das Fatimidenreich die Kontrolle über Ägypten gewann. Unter dem General Jawhar al-Siqilli errichtete man unweit von Fustat eine neue Stadt mit starken Befestigungen. Dieses Gebiet wurde zunächst al-Manṣūriyyah genannt und sollte als neue Hauptstadt des Kalifats dienen. In dieser Zeit begann auch der Bau der Al-Azhar-Moschee – eine spätere Hochburg islamischer Bildung und heute eine der ältesten Universitäten weltweit.

Als Kalif al-Muʿizz li-Dīn Allāh im Jahr 973 von Tunesien nach Ägypten kam, benannte er die Stadt in al-Qāhira um – was so viel bedeutet wie „die Siegreiche“. Der Legende nach stand der Planet Mars („an-Najm al-Qāhir“) zur Zeit der Gründung am Himmel, was den Namen zusätzlich inspirierte.

Obwohl Kairo gegründet war, blieb zunächst die ältere Stadt Fustat das Verwaltungszentrum. Erst als die Kreuzritter 1168 Ägypten bedrohten, ließ Wesir Shawar Fustat in Brand setzen, um die Stadt nicht in feindliche Hände fallen zu lassen. Damit wurde Kairo endgültig zur Hauptstadt erhoben und entwickelte sich schnell weiter. Frühere Hauptstadtteile wie al-Askar und al-Qatta’i verschmolzen mit der neuen Metropole – diese historischen Stadtteile bilden heute das sogenannte Alt-Kairo.

In den Jahren danach war Kairo Schauplatz wichtiger politischer Umbrüche. Der berühmte Heerführer Saladin übernahm 1169 die Macht und beendete das fatimidische Kalifat. Er begründete die Ayyubiden-Dynastie und machte Kairo zum Zentrum eines mächtigen Reichs, das mit den Abbasiden in Bagdad verbündet war. Unter seiner Führung entstand auch die berühmte Zitadelle von Kairo – über Jahrhunderte der Regierungssitz Ägyptens.

Mitte des 13. Jahrhunderts übernahmen die Mamluken – ursprünglich Sklavensoldaten – die Kontrolle über Ägypten. Auch sie behielten Kairo als Hauptstadt und erweiterten es durch zahlreiche Bauprojekte. Das Stadtbild veränderte sich stark: Paläste verschwanden, neue Moscheen, Märkte und Straßen entstanden. Unter der Mamlukenherrschaft florierte Kairo nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell – als Knotenpunkt zwischen Afrika, Europa und Asien.

Im 14. Jahrhundert war Kairo eine der größten Städte der Welt. Der berühmte Reisende Ibn Battuta besuchte sie 1326 und war tief beeindruckt von ihrer Bedeutung. Als er 1348 erneut kam, war die Stadt jedoch vom Schwarzen Tod schwer getroffen – mit Tausenden von Todesfällen täglich.

Die Stadt Kairo unter der osmanischen Herrschaft

Im späten Mittelalter konnte sich Kairo zwar dem wirtschaftlichen Rückgang vieler europäischer Städte entziehen, blieb jedoch nicht vom Schwarzen Tod verschont. Zwischen 1348 und 1517 wurde die Stadt von der Pest mehr als fünfzig Mal heimgesucht – allein bei der ersten großen Welle starben schätzungsweise 200.000 Menschen. Diese wiederholten Epidemien führten zu einem drastischen Bevölkerungsrückgang auf etwa 150.000 bis 300.000 Menschen im 15. Jahrhundert.

Wirtschaftlicher Bedeutungsverlust durch neue Seewege

Die Entdeckung des Seewegs um Afrika durch Vasco da Gama zwischen 1497 und 1499 veränderte den globalen Handel grundlegend. Händler aus Europa konnten nun direkt nach Indien gelangen und umgingen damit die traditionellen Routen durch Kairo. Das führte zu einem spürbaren Rückgang der wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt.

Osmanische Eroberung und Neuordnung

Im Jahr 1517 wurde Ägypten von den Osmanen erobert. Sultan Selim I. machte Kairo zur Hauptstadt der neu gegründeten Provinz innerhalb des Osmanischen Reiches. Politisch rückte die Stadt damit zwar in den Hintergrund, doch wirtschaftlich und kulturell blieb sie bedeutend – insbesondere als Umschlagplatz für Kaffee aus dem Jemen und Stoffe aus Indien. Diese wurden von hier aus in andere Teile des Reiches verteilt, vor allem in Richtung Anatolien, Nordafrika und auf den Balkan.

Blütezeit der al-Azhar-Universität

Während der osmanischen Zeit wurde die al-Azhar-Universität zur führenden Institution für islamische Theologie. Pilger, die auf ihrem Weg nach Mekka durch Kairo kamen, lobten oft den wissenschaftlichen Rang der Gelehrten dort. Die Verbindung zur ägyptischen Religionselite festigte Kairos Ruf als Zentrum islamischer Bildung.

Urbaner Wandel und gesellschaftliche Vielfalt

In der Stadt wurden bereits im 16. Jahrhundert mehrstöckige Gebäude errichtet, die unteren Etagen dienten der Lagerung oder dem Handel, die oberen wurden vermietet. Kairo wuchs über seine ursprünglichen Grenzen hinaus, vor allem nach Süden und Westen rund um die Zitadelle. Trotz der politischen Veränderungen blieb es die zweitgrößte Stadt des Osmanischen Reiches nach Konstantinopel.

Kairo zur Zeit Napoleons

Als Napoleon 1798 in Ägypten einmarschierte, war die Bevölkerung Kairos auf unter 300.000 gefallen – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Höhepunkt der mamlukischen Ära. Dennoch war die Stadt von großer strategischer Bedeutung, was die Belagerung durch britische und osmanische Truppen zeigte. Am 22. Juni 1801 kapitulierten die Franzosen schließlich.

Aufstieg von Muhammad Ali

Nach dem Abzug der Franzosen und den internen Machtkämpfen zwischen osmanischen, albanischen und mamlukischen Kräften gelang es dem Albaner Muhammad Ali Pasha, die Kontrolle über Ägypten zu übernehmen. Im Jahr 1805 wurde er offiziell als Herrscher anerkannt und leitete eine neue Ära für Kairo und das gesamte Land ein.

Die Stadt Kairo in der Neuzeit

Nach seiner Machtübernahme führte Muhammad Ali Pasha bis zu seinem Tod im Jahr 1848 zahlreiche Reformen ein, die Ägypten auf den Weg in die Moderne brachten. Zwar initiierte er einige städtebauliche Projekte in Kairo, doch die Stadtstruktur blieb weitgehend unverändert. Erst unter seinem Enkel Ismail Pascha, der von 1863 bis 1879 regierte, wurden deutlichere Spuren hinterlassen.

Ismail war inspiriert vom damaligen Stadtbild von Paris und wollte Kairo in eine moderne Metropole mit breiten Boulevards und repräsentativen Plätzen verwandeln. Viele seiner Visionen wurden aus Kostengründen nur teilweise umgesetzt – insbesondere im heutigen Zentrum von Kairo. Er setzte sich zudem für Infrastrukturprojekte wie Gasbeleuchtung, öffentliche Gebäude und ein Opernhaus ein, und verband benachbarte Vororte mit der Stadt.

Doch der Preis für diesen Wandel war hoch: Ismails ambitionierte Pläne führten zu massiven Staatsschulden, die schließlich den Weg für die britische Kontrolle ebneten. 1882 besetzten britische Truppen das Land dauerhaft. Die wirtschaftliche Macht verschob sich allmählich vom historischen Zentrum hin zu neuen Stadtteilen westlich des Nils, die nach europäischem Vorbild angelegt wurden.

Aufstieg moderner Vororte und kultureller Einfluss

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand zehn Kilometer nordöstlich des Stadtzentrums der Vorort Heliopolis. Die Heliopolis Oasis Company unter dem belgischen Industriellen Édouard Empain entwickelte dort eine elegante Gartenstadt, die architektonisch einen ganz eigenen Stil prägte.

Obwohl die britische Präsenz als vorübergehend deklariert war, blieb sie bis weit ins 20. Jahrhundert bestehen. Proteste wie die Revolution von 1919, ausgelöst durch wachsenden Nationalismus, mündeten in die Unabhängigkeit Ägyptens im Jahr 1922 – zumindest formal.

Der Kairoer Koran von 1924

Ein wichtiges kulturelles Ereignis in dieser Phase war die Veröffentlichung des sogenannten “Kairoer Koran” unter der Schirmherrschaft von König Fuad. Ziel war es, die vielfältigen Koranlesarten in staatlichen Schulen zu vereinheitlichen. Die Kommission wählte eine traditionelle Version der qira’at – die Lesung von Hafs – als Standard. Diese wurde mit hoher Qualität gedruckt und hat sich als eine der meistverwendeten Fassungen weltweit etabliert.

Kairo bis zur Revolution von 1952

Zwischen 1882 und 1937 vervielfachte sich Kairos Bevölkerung von etwa 350.000 auf über 1,3 Millionen. Parallel dazu wuchs auch die städtische Fläche rasant – von nur 10 auf über 160 Quadratkilometer. Stadtteile wie Garden City, Zamalek und Heliopolis entwickelten sich zu bevorzugten Wohngegenden.

Doch die angespannte politische Lage entlud sich im Jahr 1952 beim sogenannten „Kairoer Feuer“. Hunderte Geschäfte, Hotels und Kinos fielen den Flammen zum Opfer. Wenige Monate später beendete die Revolution unter der Führung von Gamal Abdel Nasser die Monarchie. Die Briten zogen endgültig ab.

Der neue Weg unter Gamal Abdel Nasser

Unter Nasser wurde Kairo grundlegend modernisiert. Der berühmte Tahrir-Platz wurde neugestaltet, Brücken gebaut und die Uferpromenade entlang des Nils, die Corniche, ausgebaut. Gleichzeitig versuchte man, das enorme Bevölkerungswachstum durch den Bau von Satellitenstädten in den umliegenden Wüstengebieten aufzufangen. Bis heute prägt diese Phase das Stadtbild und die Ausdehnung der ägyptischen Hauptstadt.

Die Stadt Kairo in den 1960er Jahren

Seit den 1960er Jahren hat sich Kairo rasant entwickelt – nicht nur in der Größe, sondern auch in seiner Rolle innerhalb der arabischen Welt. Die Bevölkerungszahl der Hauptstadt hat sich seit dieser Zeit verdoppelt und liegt heute bei fast sieben Millionen Menschen – mit weiteren zehn Millionen im erweiterten Stadtgebiet. Parallel dazu wurde Kairo zu einem führenden politischen und wirtschaftlichen Zentrum für Nordafrika und den Nahen Osten.

Die Stadt fungiert seither als Standort zahlreicher internationaler Organisationen und Firmen, darunter auch der Hauptsitz der Arabischen Liga. Ihr wachsender Einfluss spiegelt sich auch in der kulturellen Szene wider, die bis heute das ägyptische Fernsehen, Kino und die Musikbranche prägt.

Ein schwerer Einschnitt erfolgte im Jahr 1992: Ein Erdbeben erschütterte die Region. Die Katastrophe forderte 545 Menschenleben, verletzte über 6.500 Menschen und machte rund 50.000 Menschen obdachlos. Trotz dieses tragischen Ereignisses hat sich Kairo schnell erholt und seine Position als bedeutende Metropole beibehalten.

Die geografische Lage und Fläche von Kairo

Kairo liegt im nördlichen Teil Ägyptens – im sogenannten Unterägypten – etwa 165 Kilometer südlich des Mittelmeers und 120 Kilometer westlich vom Golf von Suez und dem Suezkanal entfernt. Die Stadt erstreckt sich entlang des östlichen Nilufers und umfasst zusätzlich zwei größere Nilinseln, darunter die bekannte Insel Zamalek. Die gesamte Stadtfläche beträgt rund 453 Quadratkilometer.

Die Region liegt auf geologisch jungem Boden, der überwiegend aus Sedimenten und Dünen der Quartärzeit besteht. Ursprünglich war das Gebiet durch den ungebändigten Verlauf des Nils geprägt, der regelmäßig sein Flussbett änderte. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Fluss durch umfangreiche Damm- und Deichbauten reguliert.

Die Stadt Kairo selbst wurde auf einem Gebiet errichtet, das nur wenige Jahrhunderte zuvor noch vom Nil bedeckt war. Während des 11. Jahrhunderts kam es zu ungewöhnlich niedrigen Nilpegeln, was dazu führte, dass neue Inseln entstanden – eine davon ist das heutige Gebiet von Shubra. Im späten 13. Jahrhundert formte sich eine weitere Insel, aus der später die Bezirke Zamalek und Gezira hervorgingen. Diese Landmassen wurden im Laufe der Zeit mit dem Festland verbunden und durch Bauprojekte der Mamelucken und Osmanen weiter urbanisiert.

Stadtstruktur und Entwicklung Kairos

Durch den Verlauf des Nils verlagerte sich die Stadtentwicklung Kairos im Laufe der Jahrhunderte näher ans Flussufer. So befinden sich viele der neueren Stadtviertel wie Garden City, Downtown Cairo und die Insel Zamalek direkt am Wasser. In diesen zentralen Lagen liegen heute auch die meisten Botschaften und diplomatischen Vertretungen. Sie sind umgeben von älteren Stadtteilen, die sich über Jahrhunderte historisch entwickelt haben.

Im Süden des Stadtzentrums liegt Alt-Kairo, ein historisch bedeutender Stadtteil. Hier befinden sich die Überreste der alten Stadt Fustat sowie das Zentrum der koptisch-christlichen Gemeinde – das sogenannte koptische Kairo. Im Norden entstand das Viertel Boulaq, ursprünglich ein Hafen aus dem 16. Jahrhundert. Heute ist es ein wichtiges Industriegebiet.

Östlich des Stadtkerns erhebt sich die Zitadelle, ein Wahrzeichen Kairos, das im mittelalterlichen islamischen Stil erbaut wurde. In der Umgebung befindet sich das islamische Kairo, das auf die Gründungszeit der Stadt unter den Fatimiden zurückgeht. Während der westliche Teil Kairos mit modernen, weitläufigen Boulevards und europäisch inspirierten Bauten gestaltet wurde, ist der östliche Teil von engen Gassen, dichter Bebauung und historischer islamischer Architektur geprägt.

Die neueren Stadtteile Kairos, besonders in den nördlichen und östlichen Randgebieten sowie die Satellitenstädte wie New Cairo, entstanden vor allem ab dem späten 20. Jahrhundert. Diese Erweiterungen sollen das starke Bevölkerungswachstum abfedern. Auch das Westufer des Nils gehört zum Ballungsraum Kairo, umfasst jedoch die Stadt Gizeh, die formell zum gleichnamigen Gouvernement gehört. Obwohl Gizeh als Vorort gilt, hat sich die Stadt zu einem eigenen urbanen Zentrum mit über 2,7 Millionen Einwohnern entwickelt.

Der Tahrir-Platz – Herz des modernen Kairos

Der Tahrir-Platz wurde ursprünglich Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge des Baus der modernen Innenstadt Kairos angelegt. Damals trug er den Namen Ismailia-Platz – benannt nach Khedive Ismail, der das „Paris am Nil“ erschaffen wollte. Erst nach der Revolution von 1952, bei der die Monarchie gestürzt wurde, erhielt der Platz offiziell seinen heutigen Namen „Tahrir“ – was „Befreiung“ bedeutet.

Rund um den Platz befinden sich zahlreiche wichtige Gebäude: die American University in Cairo (AUC), das Regierungsgebäude Mogamma, das Hauptquartier der Arabischen Liga, das Nile Ritz Carlton Hotel sowie das berühmte Ägyptische Museum. Der Tahrir-Platz war Schauplatz vieler politischer Proteste, darunter auch der massiven Demonstrationen während der Revolution 2011 gegen das Regime von Hosni Mubarak.

Das Ägyptische Museum in Kairo

Das Ägyptische Museum zählt zu den bedeutendsten Museen weltweit, wenn es um altägyptische Geschichte geht. Mit über 136.000 ausgestellten Objekten – und Hunderttausenden weiteren in Archivräumen – besitzt es die größte Sammlung antiker ägyptischer Kunst und Relikte.

Zu den Highlights gehören die weltberühmten Schätze aus dem Grab des Pharaos Tutanchamun, darunter seine goldene Totenmaske, Schmuck, Möbel und Grabbeigaben. Das Museum liegt zentral am Tahrir-Platz und ist ein Muss für jeden, der sich für die Geschichte Ägyptens interessiert.

Das Große Ägyptische Museum

Ein bedeutender Teil der Sammlung des Ägyptischen Museums – darunter die weltberühmten Artefakte aus dem Grab des Tutanchamun – soll künftig im Grand Egyptian Museum (GEM) in Gizeh ausgestellt werden. Dieses neue Museum, das nahe der Pyramiden errichtet wurde, ist das größte archäologische Museum der Welt und bietet modernste Präsentationstechniken. Die Eröffnung war ursprünglich für Ende 2021 geplant und wird als neues kulturelles Wahrzeichen Ägyptens gehandelt.

Der Kairo-Turm

Der Kairo-Turm ist eines der bekanntesten modernen Bauwerke der Stadt. Er ragt 187 Meter in die Höhe und steht im Stadtteil Zamalek auf der Insel Gezira mitten im Nil. Besonders beliebt ist das drehbare Restaurant an der Spitze des Turms, das den Gästen einen atemberaubenden Panoramablick über ganz Kairo bietet. Der Turm ist sogar höher als die Große Pyramide von Gizeh, die etwa 15 Kilometer südwestlich liegt.

Alt-Kairo und das koptische Viertel

Alt-Kairo gehört zu den historisch bedeutendsten Stadtteilen. Hier befanden sich einst die römische Festung Babylon und die arabische Siedlung Fustat, die als Vorläufer des heutigen Kairos gilt. Besonders hervorzuheben ist das koptische Viertel, das viele der ältesten christlichen Bauwerke Ägyptens beherbergt – darunter die berühmte Hängende Kirche, die griechisch-orthodoxe Kirche des Heiligen Georg, das Koptische Museum sowie die historische Ben-Ezra-Synagoge, in der im 19. Jahrhundert wichtige Schriftfunde gemacht wurden.

Ganz in der Nähe steht auch die Amr-ibn-al-As-Moschee, die älteste Moschee Ägyptens. Sie wurde bereits 642 n. Chr. gegründet und seither mehrfach umgebaut. Alt-Kairo erzählt die Geschichte religiöser Vielfalt und jahrhundertealter Traditionen, die das Stadtbild bis heute prägen.

Islamisches Kairo

Kairo zählt weltweit zu den Städten mit den meisten erhaltenen Bauwerken aus der islamischen Epoche. Das Gebiet rund um die Stadtmauern und die Zitadelle ist bekannt als islamisches Kairo und umfasst Moscheen, Medresen, Mausoleen, Basare und Karawansereien. Besonders bedeutend sind die al-Hussein-Moschee, das Grab von Imam al-Shafi’i, die Moschee von Sayyida Nafisa sowie zahlreiche weitere spirituelle Stätten.

Zu den ältesten erhaltenen Moscheen gehört die Ibn-Tulun-Moschee. Sie wurde im 9. Jahrhundert errichtet und zeigt eindrucksvoll die abbasidische Architektur. Nicht weit entfernt befindet sich das Nilometer auf der Insel Rhoda – ein Bauwerk aus dem Jahr 862, das einst zur Messung des Nilpegels diente.

Die Gründung von al-Qahira

Das heutige Kairo wurde im Jahr 969 n. Chr. von den Fatimiden als neue Hauptstadt gegründet und trug zunächst den Namen al-Qahira („die Bezwingerin“). Die Stadt diente als Palaststadt und Regierungszentrum und war ursprünglich von einer massiven Mauer umgeben. Teile dieser Stadtmauer sind noch heute erhalten – etwa die historischen Stadttore Bab al-Futuh, Bab al-Nasr und Bab Zuwayla.

Ein bedeutendes Erbe dieser Zeit ist die al-Azhar-Moschee, die 970 gegründet wurde. Sie ist heute Sitz der weltberühmten al-Azhar-Universität, die als eine der ältesten islamischen Hochschulen der Welt gilt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie stetig erweitert, unter anderem durch die Mamlukenherrscher und den osmanischen Architekten Abd al-Rahman Katkhuda im 18. Jahrhundert.

Erhaltene Fatimiden-Monumente in Kairo

Aus der Zeit der Fatimiden sind noch mehrere bedeutende Bauwerke in Kairo erhalten, die einen Einblick in die Architektur und religiöse Kultur dieser Epoche bieten. Zu den bekanntesten zählen die al-Hakim-Moschee, die Aqmar-Moschee, die Juyushi-Moschee, die Lulua-Moschee sowie die Moschee von al-Salih Tala’i. Diese Gebäude zeichnen sich durch kunstvolle Fassaden, kalligrafische Inschriften und frühislamische Baukunst aus, die den Grundstein für spätere architektonische Entwicklungen in Kairo legten.

Prachtvolle Bauwerke aus der Mamlukenzeit

Den größten architektonischen Reichtum verdankt Kairo jedoch der Mamlukenzeit (1250–1517). Die mamlukischen Sultane und Herrscherfamilien investierten intensiv in den Bau religiöser und repräsentativer Komplexe, die oft mehrere Funktionen vereinten: Moscheen, Koranschulen (Medresen), Sufi-Klöster (Khanqahs), öffentliche Trinkbrunnen (Sabils) sowie Mausoleen für sich selbst oder ihre Familien.

Einige der eindrucksvollsten Beispiele dieser Zeit sind:

  • die monumentale Moschee-Madrasa von Sultan Hasan

  • die künstlerisch verzierte Moschee von Amir al-Maridani

  • die Moschee von Sultan al-Mu’ayyad, deren Doppeltürme über dem historischen Stadttor Bab Zuwayla thronen

  • der prunkvolle Komplex von Sultan al-Ghuri

  • der Grabkomplex von Sultan Qaytbay im sogenannten nördlichen Friedhof

  • das berühmte Ensemble im Viertel Bayn al-Qasrayn, bestehend aus dem Qalawun-Komplex, der Medrese von al-Nasir Muhammad und der Medrese von Sultan Barquq

Viele dieser Bauwerke vereinen nicht nur religiöse und soziale Funktionen, sondern sind auch architektonisch reich an Details – darunter geschnitzte Holzdecken, farbige Fenster, Marmoreinlagen und kalligrafische Bänder. Zahlreiche Moscheen beinhalten auch sogenannte Spolien – architektonische Elemente wie Säulen oder Kapitelle, die aus älteren römischen, byzantinischen oder koptischen Bauten übernommen wurden.

Karawansereien und Handelszentren

Da Handel eine zentrale Rolle im wirtschaftlichen Leben Kairos spielte, errichteten die Mamluken und später die Osmanen Wikalas – auch bekannt als Karawansereien – in denen reisende Händler unterkommen und ihre Waren lagern konnten. Ein bedeutendes Beispiel ist die Wikala al-Ghuri, die heute nicht nur als architektonisches Erbe dient, sondern auch als Veranstaltungsort für traditionelle Aufführungen wie die farbenfrohe Al-Tannoura-Tanzshow.

Ein weiteres weltbekanntes Zentrum des Handels ist der Khan al-Khalili, Kairos bekanntester Basar. Dieser historische Markt wurde ursprünglich ebenfalls in Verbindung mit Karawansereien errichtet und ist bis heute ein lebendiger Ort für Handel, Handwerk und Begegnung.

Die Zitadelle von Kairo und die Moschee von Muhammad Ali

Die Zitadelle von Kairo wurde im Jahr 1176 von Salah al-Din erbaut, um die Stadt vor Angriffen zu schützen. Sie befindet sich auf einem Hügel der Mokattam-Berge und diente über Jahrhunderte hinweg als Machtzentrum Ägyptens. Bis ins späte 19. Jahrhundert war sie der Sitz der Herrscher, bevor Khedive Ismail den Regierungssitz in den ‘Abdin-Palast verlegte. Heute ist die Zitadelle ein beliebtes Touristenziel mit beeindruckenden Sehenswürdigkeiten, darunter das Nationale Militärmuseum, die al-Nasir-Moschee und vor allem die prachtvolle Moschee von Muhammad Ali, deren Kuppeln das Stadtbild dominieren.

Der Basar Khan el-Khalili

In unmittelbarer Nähe zur al-Hussein-Moschee befindet sich der Khan el-Khalili, ein historischer Basar aus dem 14. Jahrhundert. Ursprünglich als Karawanserei für Händler errichtet, entwickelte sich daraus ein weitläufiges Netzwerk von Souks. Sultan al-Ghuri ließ das ursprüngliche Gebäude im 16. Jahrhundert umbauen und legte so den Grundstein für den heutigen Markt. Besucher finden hier Souvenirs, Gewürze, Schmuck und traditionelle Handwerkskunst – alles in einem orientalischen Ambiente, das seit Jahrhunderten erhalten geblieben ist.

Luftverschmutzung in Kairo

Die Luftverschmutzung in Kairo gehört zu den gravierendsten Umweltproblemen der Stadt. Messungen zeigen hohe Konzentrationen von Schadstoffen wie Blei, Schwefeldioxid und Feinstaub – verursacht durch veraltete Fahrzeuge, Industrieanlagen und Müllverbrennung. Über vier Millionen Fahrzeuge sind auf den Straßen unterwegs, viele davon ohne moderne Abgasfilter. Hohe Gebäude und enge Straßen verhindern zusätzlich die Luftzirkulation, was besonders im Herbst zur Bildung einer dichten Smogdecke führt, die Atemprobleme und Augenreizungen verursacht.

Jährlich sterben Schätzungen zufolge bis zu 25.000 Menschen an den Folgen dieser Belastung. Trotz erster Umweltschutzgesetze aus den 1990er-Jahren bleibt die Luftqualität problematisch. Neue Maßnahmen wie die Einführung emissionsarmer Busse und ein Netzwerk von Überwachungsstationen zeigen erste Erfolge, reichen jedoch bei weitem nicht aus.

Müll und Wasserverschmutzung in der Stadt

Kairo produziert jeden Tag rund 10.000 Tonnen Müll, von denen etwa 40 Prozent nicht ordnungsgemäß entsorgt werden. Das stellt nicht nur ein Umwelt-, sondern auch ein Gesundheitsrisiko dar. Die Zabbaleen, eine Gemeinschaft von Müllsammlern, recyceln einen großen Teil des Abfalls in Manshiyat Nasser, einem Stadtteil, der sich ganz dem Recycling widmet. Unterstützt werden sie von der städtischen Reinigungsbehörde. Dennoch bleibt die Müllentsorgung eine Herausforderung.

Auch das Abwassersystem ist überlastet und führt regelmäßig zu Überschwemmungen. Die Wasserverschmutzung gefährdet sowohl die öffentliche Gesundheit als auch das fragile Ökosystem des Nils.

Für Reisende mit etwas mehr Zeit bietet sich unser privater Zweitagesausflug nach Kairo an. So haben Sie die Möglichkeit, zusätzlich die Zitadelle von Saladin, den Khan-el-Khalili-Basar und weitere Highlights in Ruhe zu entdecken.