Alexandria – Die mediterrane Metropole Ägyptens

Alexandria ist heute mit über 5 Millionen Einwohnern (Stand 2025) die zweitgrößte Stadt Ägyptens und eine der bedeutendsten Hafenstädte Nordafrikas. Sie liegt am westlichen Rand des Nildeltas direkt am Mittelmeer und gilt als ein historisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes.

Benannt wurde Alexandria – auf Arabisch al-Iskandariyya – nach ihrem legendären Gründer Alexander dem Großen. Der makedonische Eroberer betrat 332 v. Chr. ägyptischen Boden, nachdem er bereits weite Teile des Perserreichs durchquert hatte. Wie viele seiner Stadtgründungen erhielt auch diese strategisch wichtige Hafenstadt seinen Namen. Doch Alexandria wurde zu seiner berühmtesten Gründung – eine Stadt, die über Jahrhunderte hinweg Geschichte schrieb.

Fast 1.000 Jahre lang war Alexandria das Herzstück Ägyptens: zunächst als Hauptstadt des ptolemäischen Königreichs, später als Verwaltungszentrum der römischen Provinz Aegyptus. Erst mit der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert verlor die Stadt ihre zentrale Rolle an das aufstrebende Fustat, später an das heutige Kairo (al-Qahira).


Das Tor Ägyptens zur Welt

Auch heute spielt Alexandria eine Schlüsselrolle in der ägyptischen Wirtschaft. Rund 60 % des ägyptischen Außenhandels wird hier über den Hafen abgewickelt – eine Zahl, die in den letzten Jahren zwar leicht rückläufig ist, da auch die Häfen von Port Said, Damietta und Suez stark aufholen, aber dennoch bleibt Alexandria der größte Einzelhafen des Landes.

Der Hafen ist in zwei Bereiche unterteilt:

  • Der östliche Hafen, früher „Portus Magnus“, dient heute vor allem dem kleineren Schiffsverkehr.

  • Der westliche Hafen, vormals „Portus Eunostos“, ist der moderne Industrie- und Containerhafen mit großen Lager- und Umschlaganlagen.

Die historische Bedeutung des Hafens reicht zurück bis in die Antike. Schon damals galt Alexandria als eines der wichtigsten Seezentren des Mittelmeerraums. Ein weltberühmtes Symbol der Stadt war der Leuchtturm von Pharos, eines der sieben Weltwunder der Antike. Er stand einst auf der gleichnamigen Insel vor der Küste – dort, wo heute die Festung Qaitbay thront.

Früher verband der Mareotis-See (heute Mariyut-See) den Hafen mit dem westlichen Nilarm. Heute ist es der al-Mahmudiya-Kanal, der in den Jahren 1817 bis 1820 unter Muhammad Ali Pasha angelegt wurde. Mit einer Länge von etwa 80 Kilometern verbindet er den Hafen Alexandrias mit dem Rosetta-Arm des Nils und bleibt bis heute ein wichtiges Element der regionalen Infrastruktur.

Alexandria – Eine multikulturelle Metropole im Wandel

Internationale Geschichte und Vielfalt

Schon in der Antike war Alexandria ein Schmelztiegel der Kulturen. Die Stadt wurde von Anfang an als multikulturelle Metropole konzipiert: Neben dem altägyptischen Stadtteil Rhakotis entstand die griechisch geprägte Neapolis. Auch jüdische und syrische Gemeinden, ausländische Söldner, Händler und Seeleute aus dem gesamten Mittelmeerraum fanden hier ihre Heimat. Das Zusammenleben verschiedenster Kulturen und Religionen prägte Alexandria über Jahrhunderte hinweg.

Besonders im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert galt Alexandria als die „Perle des Mittelmeeres“ – eine kosmopolitische Stadt, die Intellektuelle, Dichter, Künstler und Weltbürger aus aller Welt anzog. Noch heute leben hier kleinere Gemeinschaften von Griechen, Libanesen, Armeniern und Italienern, auch wenn ihre Zahl im Zuge politischer Entwicklungen zurückgegangen ist. Die einst bedeutende jüdische Gemeinde, die bereits im Altertum ein eigenes Viertel bewohnte, schrumpfte nach den arabisch-israelischen Konflikten und der Politik der Nasser-Ära fast vollständig.

Heute zeigt sich ein anderes Bild: Die Stadt verägyptischt sich zunehmend. Der Anteil autochthoner Ägypter steigt, vor allem durch Binnenmigration aus dem Nildelta und eine hohe Geburtenrate. Gleichzeitig wächst der internationale Tourismus, insbesondere aus den Golfstaaten, deren Besucher in den Sommermonaten das kühlere Klima an der Mittelmeerküste schätzen.


Alexandria – Christliches Zentrum am Nil

Alexandria war eine der frühesten Bastionen des Christentums. Bereits im Jahr 43 n. Chr. soll der Evangelist Markus hier die erste christliche Gemeinde gegründet haben. Im Laufe der Spätantike entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden religiösen und theologischen Zentrum – gleichauf mit Rom und Byzanz. Die berühmte Schule von Alexandria prägte durch ihre Philosophen und Theologen entscheidend die Entwicklung des frühen Christentums.

Die Geschichte war jedoch nicht konfliktfrei: In der Zeit der Christenverfolgungen unter den römischen Kaisern wie Decius und Valerian litten auch die Gläubigen in Alexandria. Später, mit der Etablierung des Christentums als Staatsreligion, kam es wiederum zu Übergriffen auf Heiden – etwa die Zerstörung des Serapeums, eines der bedeutendsten Tempel des antiken Ägyptens.

Heute ist Alexandria neben Kairo einer der Sitze des Papstes der Koptisch-Orthodoxen Kirche, derzeit Papst Tawadros II., dem geistlichen Oberhaupt von Millionen Gläubigen. Auch die Griechisch-Orthodoxe Kirche Afrikas und die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche haben hier ihre Sitze.


Alexandria – Islamisches Erbe und religiöse Gegenwart

In der heutigen Zeit ist der Islam die vorherrschende Religion in Alexandria. Der Großteil der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, und die Stadt ist reich an Moscheen – von historischer wie auch religiöser Bedeutung.

Besonders bekannt sind:

  • die imposante el-Mursi Abu’l-Abbas Moschee auf der Halbinsel Anschufi,

  • die historische Ibrahim-Terbana-Moschee aus dem 17. Jahrhundert,

  • die zentrale Moschee Nabi Danyal,

  • und die Moschee el-Korbagi im Westhafenviertel.

Mit der islamischen Expansion verlor Alexandria allmählich seine politische Führungsrolle an Kairo, das ab dem Mittelalter zum neuen religiösen und politischen Zentrum Ägyptens wurde. Dennoch bewahrt Alexandria bis heute seine Rolle als ein bedeutender Ort religiöser Vielfalt und geistiger Geschichte.

Alexandria – Ägyptens Metropole mit historischem Erbe und modernen Herausforderungen

Wirtschaftsmetropole am Mittelmeer

Heute ist Alexandria, nach Kairo, das bedeutendste Handels- und Industriezentrum Ägyptens. Die Stadt am Mittelmeer beherbergt über 5 Millionen Einwohner (Stand 2025) und spielt eine zentrale Rolle für die nationale Wirtschaft. Besonders stark sind hier die Textil- und Nahrungsmittelindustrie vertreten. Zudem befindet sich in Alexandria eine der größten Erdölraffinerien des Landes – obwohl Ägypten im internationalen Vergleich nur über moderate Ölvorkommen verfügt, ist die Industrie für die nationale Energieversorgung von großer Bedeutung.

Das Stadtbild Alexandrias wird von einer Mischung aus modernen Gebäuden und kolonialzeitlicher Architektur geprägt. Vor allem im Zentrum der Stadt finden sich prachtvolle Altbauten, historische Residenzen und charmante Kaffeehäuser, die den Hauch vergangener Epochen bewahren.


Urbanisierung und städtische Probleme

Wie viele schnell wachsende Großstädte steht auch Alexandria vor erheblichen sozialen und infrastrukturellen Herausforderungen. Besonders betroffen sind:

  • die rasch wachsenden Slumgebiete in den Randbezirken,

  • die Vernachlässigung und der Verfall historischer Gebäude,

  • die anhaltende Landflucht, die viele Menschen aus ländlichen Regionen in die Stadt treibt,

  • Jugendarbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven,

  • sowie unzureichende Infrastruktur, die mit dem Bevölkerungswachstum nicht mithalten kann.

Dazu kommen Verkehrsstaus, hohe Luftverschmutzung durch Industrie und Fahrzeuge sowie soziale Disparitäten, die sich in der ungleichen Stadtentwicklung widerspiegeln. Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt Alexandria für viele ein attraktiver Ort – besonders in den heißen Sommermonaten, wenn Besucher aus dem Landesinneren und den Golfstaaten hier Erholung am Mittelmeer suchen.

Der Osthafen mit seiner Corniche zählt zu den schönsten Abschnitten der Stadt. Ein Spaziergang entlang der Küstenstraße bietet nicht nur frische Meeresluft, sondern auch Einblicke in das lebendige Alltagsleben der Alexandriner. Doch wer sich jenseits der typischen Touristenziele bewegt, begegnet auch den Schattenseiten des urbanen Lebens in Ägypten.


Anreise von Kairo nach Alexandria

Alexandria ist von Kairo aus gut erreichbar. Zwei Hauptstrecken stehen zur Verfügung:

  1. Schnellstraße Nr. 01: Sie führt von Nord-Kairo über Benha und Tanta bis nach Alexandria – ideal für Reisende, die Deltastädte anfahren wollen.

  2. Wüstenschnellstraße (Schnellstraße Nr. 11): Die sogenannte Alexandria Desert Road ist eine direktere und zügigere Verbindung quer durch die Wüste entlang des westlichen Deltarands. Diese Strecke ist modern ausgebaut und für Pkw sowie Busreisen optimal geeignet.


Die verschwundenen Wunder der Antike

Viele Besucher Alexandrias sind überrascht, dass die berühmtesten antiken Bauwerke heute nicht mehr erhalten sind. Zwar gibt es zahlreiche Ruinen, Museen und archäologische Stätten – doch das größte architektonische Erbe liegt unter Wasser oder wurde durch Naturgewalten zerstört.

Der Leuchtturm von Pharos

Einst zählte der Leuchtturm von Alexandria auf der Insel Pharos zu den sieben Weltwundern der Antike. Er wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. unter Ptolemäus I. und II. errichtet und soll eine Höhe von rund 110 Metern gehabt haben – geplant von Sostratos von Knidos. Seine Hauptfunktion: den Schiffen auf dem Mittelmeer den Weg in den sicheren Hafen weisen und zugleich die Macht und den Reichtum Alexandrias demonstrieren.

Der Leuchtturm wurde mehrfach durch Erdbeben beschädigt und stürzte vermutlich im 14. Jahrhundert endgültig ein. Teile seiner Steine wurden beim Bau der Festung Qaitbay wiederverwendet, die heute an seiner Stelle steht. Taucher und Archäologen haben im Hafenbecken des Osthafens Überreste des antiken Bauwerks entdeckt – ein spannendes Feld für die Unterwasserarchäologie.

Die ursprüngliche Insel Pharos ist heute durch Aufschüttungen mit dem Festland verbunden und bildet den Stadtteil Anfushi. Damit wurde aus der antiken Insel eine moderne Halbinsel, die weiterhin eng mit der Identität der Stadt verbunden ist.

Bibliothek und Museion von Alexandria – Das geistige Herz der Antike

Das antike Museion von Alexandria war eines der bedeutendsten Wissenschaftszentren der Weltgeschichte – eine einzigartige Kombination aus Akademie, Forschungsinstitut und Tempel der Musen. Es wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. unter den Ptolemäern errichtet und galt neben der Akademie in Athen als intellektuelles Zentrum der Antike.

Das Museion beherbergte die legendäre Bibliothek von Alexandria, die schätzungsweise Hunderttausende Schriftrollen enthielt – eine gewaltige Sammlung des damals bekannten Wissens aus Philosophie, Mathematik, Medizin, Astronomie und Literatur.

Hier wirkten herausragende Persönlichkeiten:

  • Euklid, Vater der Geometrie

  • Archimedes, bedeutender Ingenieur und Physiker

  • Eratosthenes, der den Erdumfang berechnete

  • Aristophanes von Byzanz, Schöpfer des ersten bekannten griechischen Wörterbuchs

Das Museion umfasste nicht nur Bibliothek und Akademie, sondern auch einen Botanischen Garten, einen Zoo und umfangreiche Forschungsräume. Leider fielen weite Teile der Bibliothek mehrfachen Bränden zum Opfer – unter anderem im Jahr 48 v. Chr., während der Kämpfe zwischen Julius Caesar und den Ptolemäern. Trotzdem blieb Alexandria auch unter römischer und später byzantinischer Herrschaft ein bedeutendes geistiges Zentrum.

Die letzten Zerstörungen des Museions ereigneten sich im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. – unter Kaiser Aurelian (274) und später im Zuge der Christianisierung. Der Bischof Theophilos ließ 389 n. Chr. das Serapeum, in dem ein Teil der Bibliothek untergebracht war, niederbrennen. Es war das Ende der antiken Universalbibliothek – von der sich leider keine archäologischen Überreste erhalten haben.


Sehenswürdigkeiten von Alexandria – Entdeckungen zwischen Antike und Moderne

Stadtrundgang und Corniche

Die meisten historischen Sehenswürdigkeiten liegen im Zentrum Alexandrias, zwischen dem Hauptbahnhof im Süden und dem Stadtteil Anfushi im Norden – eingebettet zwischen Ost- und Westhafen. Besucher können viele Attraktionen bequem zu Fuß erkunden.

Ein idealer Einstieg: Ein Spaziergang auf der Corniche, der Uferpromenade entlang des östlichen Hafenbeckens. Vom Midan Tahrir (mit der Statue von Mohammed Ali) führt der Weg über den Ahmed-Orabi-Platz, vorbei am Grab des Unbekannten Soldaten, bis zur historischen Festung Qait Bey. Hier weht nicht nur eine frische Meeresbrise, sondern auch ein Hauch vergangener Jahrtausende.

Die Corniche ist zugleich ein beliebter Treffpunkt für Einheimische, die hier flanieren oder in den vielen Cafés am Wasser entspannen.


Römisches Theater von Kom el-Dikka

Ein ganz besonderes Highlight ist das antike Theater von Kom ed-Dik (auch Kom el-Dikka oder Kom el-Dik genannt), das aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. stammt. Das römische Amphitheater war lange Zeit verschüttet und überbaut, bis es in den 1960er Jahren bei Abrissarbeiten wiederentdeckt wurde.

Heute sind dreizehn gut erhaltene Sitzreihen, antike Säulen, ein kleiner Konzertbereich, römische Badeanlagen und Mosaikböden aus benachbarten Villen sichtbar. Das Theater liegt zentral – zwischen der Sharia Horeya und dem Hauptbahnhof – und ist ein eindrucksvolles Zeugnis römischer Kultur in Ägypten.

Sehenswürdigkeiten des antiken Alexandria – Zwischen Militärarchitektur und Totenkult

Fort Qait Bey – Wächter über das Mittelmeer

Am östlichen Ende der Landzunge, die den Osthafen begrenzt, erhebt sich die imposante Festung Qait Bey, errichtet im 15. Jahrhundert unter dem mamlukischen Sultan Qait Bey. Sie steht auf den Überresten des berühmten Leuchtturms von Pharos, einem der sieben Weltwunder der Antike. Nach schweren Erdbeben wurde das Fort mehrfach beschädigt und unter Mohammed Ali im 19. Jahrhundert restauriert.

Das heutige Fort erinnert in seiner Architektur an eine Kreuzritterburg: wehrhaft, aus hellem Kalkstein gebaut und mit Blick über das offene Meer. In den Mauern sind Spolien – wiederverwendete Bauteile älterer Gebäude – sichtbar. Die Festung wurde zur militärischen Überwachung des Hafens errichtet und zählt heute zu den beliebtesten Fotomotiven der Stadt. Von der Festungsmauer bietet sich ein herrlicher Ausblick über den Osthafen, die Corniche und das Mittelmeer.


Katakomben von Kom esch-Schufaga – Alexandria unter der Erde

Südlich der Pompejus-Säule und unweit der Ruinen des antiken Serapeums liegen die Katakomben von Kom esch-Schufaga – ein faszinierendes Beispiel alexandrinischer Grabarchitektur aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr.. Es handelt sich um eine der größten bekannten unterirdischen Begräbnisanlagen Ägyptens, vermutlich für eine reiche Kultgemeinschaft römischer Zeit.

Die Anlage besteht aus drei Ebenen, die über eine Wendeltreppe verbunden sind. Im ersten Stockwerk befindet sich eine zentrale Rotunde, von der sternförmig Gänge und Kammern abzweigen. Besonders eindrucksvoll ist das Triclinium, ein rechteckiger Raum mit steinernen Liegebänken, der für Totengedenkfeiern diente – nicht für die Toten selbst, sondern für deren Angehörige.

Im zweiten Untergeschoss liegt die Grabkapelle, deren Eingang von einem Pronaos mit zwei Säulen geschmückt wird. Über dem Tor befinden sich geflügelte Sonnensymbole. Zwei Schlangengestalten symbolisieren den Agathos Daimon, einen Schutzgeist der Stadt – eine Vermischung hellenistischer und ägyptischer Glaubenswelten.

Die Wandreliefs zeigen klassische ägyptische Totenkult-Motive: Ein Pharao opfert dem Apis-Stier, begleitet von der Göttin Isis mit ausgebreiteten Flügeln. Weitere Gottheiten wie Anubis, Horus und Thot erscheinen in den Szenen – Anubis kurioserweise in römischer Rüstung, mit Brustpanzer und Speer.


Gräber von Ras et-Tin und Anfushi – Hellenistisches Erbe Alexandrias

Das Viertel Anfushi auf der Landzunge zwischen Ost- und Westhafen ist archäologisch besonders bedeutend. Hier steht auch der Palast Ras et-Tin, ein prächtiger Bau aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, erbaut unter Mohammed Ali. Im Garten des Palastes wurden Anfang des 20. Jahrhunderts elf ptolemäische Felsgräber entdeckt – diese sind jedoch aus denkmalpflegerischen Gründen heute nicht öffentlich zugänglich.

Besichtigt werden können hingegen die Gräber von Anfushi, eine Gruppe von fünf gut erhaltenen Hypogäen (unterirdischen Grabanlagen) aus dem 2. und 3. Jahrhundert v. Chr.. Die Wände zeigen eine einzigartige Mischung aus griechischer und ägyptischer Grabkunst: Fresken mit typisch ägyptischen Göttern wie Osiris, Isis, Anubis und Horus, kombiniert mit hellenistischer Architektur, Farben und Symbolik.

Diese Gräber spiegeln die multikulturelle Identität Alexandrias während der Ptolemäerzeit wider – einer Epoche, in der ägyptische und griechische Traditionen verschmolzen und Alexandria zu einem Schmelztiegel der Antike machten.

Islamische Architektur und religiöse Orte in Alexandria

El-Mursi-Moschee

Die Abu Abbas El-Mursi-Moschee ist die bedeutendste Moschee Alexandrias und zugleich ein beeindruckendes Beispiel für islamische Architektur im 20. Jahrhundert. Sie wurde zwischen 1928 und 1945 errichtet und nach dem andalusischen Heiligen Sidi Abul Abbas el-Mursi benannt, der im 13. Jahrhundert in Alexandria wirkte. Der Bau der Moschee zeichnet sich durch seinen kegelförmigen Minarettturm, detailreiche Stuckornamente und ein großes Kuppeldach aus. Sie liegt im Stadtteil Anfushi und ist ein wichtiger religiöser sowie touristischer Anziehungspunkt.

Ibrahim-Terbana-Moschee

Nur wenige Straßen südlich der El-Mursi-Moschee befindet sich die kleinere, aber historisch bedeutsame Ibrahim-Terbana-Moschee aus dem 17. Jahrhundert. Sie ist ein Relikt osmanischer Baukunst und gilt als eine der ältesten erhaltenen Moscheen Alexandrias. Beide Moscheen zeigen, wie islamische Spiritualität über Jahrhunderte das Stadtbild mitgeprägt hat.


Serapeum und Pompejus-Säule – Zeugnisse spätantiker Religionsgeschichte

Das Serapeum von Alexandria war einer der bedeutendsten Tempelkomplexe der Stadt und wurde dem Gott Serapis gewidmet – einer griechisch-ägyptischen Synkretismus-Gottheit, die unter den Ptolemäern gefördert wurde. Gemeinsam mit Isis, Apis und Harpokrates wurde Serapis hier verehrt. Das Serapeum beherbergte auch eine Filiale der Bibliothek von Alexandria.

Im 1. Jahrhundert n. Chr. kam es zu Zerstörungen und späteren Wiederaufbauten, bis die Anlage schließlich 391 n. Chr. unter dem christlichen Bischof Theophilos zerstört wurde – ein Wendepunkt im Kampf zwischen Heidentum und aufkommendem Christentum. Heute ist vom Serapeum nur wenig erhalten geblieben.

Das sichtbarste Überbleibsel ist die sogenannte Pompejus-Säule, eine knapp 27 Meter hohe Säule mit korinthischem Kapitell, die 292 n. Chr. zu Ehren des römischen Kaisers Diokletian errichtet wurde. Ihren heutigen Namen verdankt sie einem Irrtum der Kreuzfahrer, die glaubten, hier sei der römische Feldherr Pompejus begraben. Die Ägypter nennen sie Amud es-Sawari. Zwei Sphinx-Statuen aus der ptolemäischen Epoche flankieren die Säule heute und bilden ein stimmiges historisches Ensemble.


Basare und Souks – Handel und Alltagsleben

Wer das authentische Alexandria erleben möchte, sollte die Basare (Souks) der Stadt besuchen. Die wichtigsten Märkte befinden sich zwischen dem Hauptbahnhof und Anfushi, vor allem entlang der Sharia Ras et-Tin und rund um die Sharia el-Midan. Hier lässt sich traditionelles ägyptisches Kunsthandwerk, Gold- und Silberschmuck, Gewürze, Stoffe und Kleidung erwerben. Enge Gassen mit Marktcharakter prägen besonders den Übergangsbereich zwischen den Stadtteilen Anfushi und Manschiya.

Ein Bummel durch diese Viertel bietet nicht nur Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch einen lebendigen Einblick in das städtische Leben jenseits der touristischen Hauptattraktionen.


Die neue Bibliotheca Alexandrina – Wissen im 21. Jahrhundert

Als moderne Hommage an die legendäre antike Bibliothek entstand in den frühen 2000er Jahren die Bibliotheca Alexandrina, unterstützt von der UNESCO. Sie wurde offiziell 2002 eröffnet und ist heute ein internationales Kultur- und Wissenszentrum.

Die Anlage beherbergt:

  • eine moderne Hauptbibliothek mit mehreren Millionen Medien,

  • eine Sammlung antiker Manuskripte,

  • ein Planetarium,

  • mehrere Museen (u.a. mit Exponaten aus dem griechisch-römischen Museum),

  • ein Kulturzentrum mit Konzerten, Theater und Ausstellungen.

Die Bibliotheca Alexandrina vereint Wissenschaft, Kultur und Bildung unter einem Dach und zählt heute zu den kulturellen Wahrzeichen Ägyptens.

Griechisch-Römisches Museum – Einblick in das antike Alexandria

Das Griechisch-Römische Museum (arabisch: Mathaf ar-Romani) wurde bereits im Jahr 1892 gegründet und zählt heute zu den bedeutendsten Museen Ägyptens. Trotz der modernen Stadtentwicklung und dem Verlust vieler antiker Bauten Alexandrias bietet dieses Museum einen umfassenden Einblick in die Kunst und Kultur der ptolemäischen und römischen Epoche.

Die Sammlung umfasst über 40.000 Exponate, von denen ein Teil in 23 thematisch gestalteten Ausstellungssälen präsentiert wird. Um einen zentralen Innenhof gruppieren sich Skulpturen, Reliefs und Objekte aus verschiedenen Epochen:

  • Ptolemäische und römische Statuen, Darstellungen griechisch-ägyptischer Götter

  • Pharaonische Denkmäler und koptische Kunst

  • Antike Gläser, Bronzen, Schmuck, Münzen und Sarkophage

  • Einige Kolossalstatuen, die im Garten und Innenhof ausgestellt sind

Das Museum wurde in den letzten Jahren umfassend saniert und ist seit 2023 nach langer Schließung wieder für die Öffentlichkeit geöffnet, was es zu einem zentralen Anziehungspunkt für Geschichtsinteressierte macht.


Nationalmuseum von Alexandria – Geschichte im Überblick

Das Nationalmuseum von Alexandria, eröffnet im Jahr 2003, befindet sich in einer ehemaligen italienischen Villa aus dem frühen 20. Jahrhundert. Obwohl die Sammlung kleiner ist als die des Griechisch-Römischen Museums, bietet sie einen umfassenden Überblick über die ägyptische Geschichte – von der Pharaonenzeit bis in die Gegenwart.

Gezeigt werden:

  • Kunstwerke des Alten, Mittleren und Neuen Reiches

  • Griechisch-römische Skulpturen

  • Islamische und koptische Kunst

  • Exponate zur modernen Geschichte Ägyptens

  • Fundstücke aus Unterwassergrabungen bei Herakleion und Kanopus

Besonders sehenswert sind Objekte aus den Ruinen versunkener Städte, die nahe der Küste Alexandrias entdeckt wurden – darunter Statuen, Tempelfragmente und Schmuck.


Montaza-Park – Königliche Erholung am Meer

Im nordöstlichen Teil Alexandrias befindet sich der weitläufige Montaza-Park, eine grüne Oase direkt am Mittelmeer. Die Anlage wurde im späten 19. Jahrhundert von den Khediven als Sommerresidenz genutzt und beherbergt zwei prachtvolle Paläste:

Salamlek-Palast

Errichtet 1892 für Khedive Abbas II., diente der Salamlek-Palast ursprünglich als königliches Jagdschloss und heute als Hotel für Staatsgäste. Seine klassische Architektur mit mediterranen Einflüssen hebt sich stilvoll vom Rest der Anlage ab.

Haramlik-Palast

Der deutlich auffälligere al-Haramlik-Palast wurde 1932 unter König Fuad I. erbaut. Mit seinen zahlreichen Türmen, Kuppeln und Balkonen erinnert er an eine Mischung aus orientalischem Prunkbau und neoromantischer Märchenarchitektur, die an Neuschwanstein denken lässt. Heute ist er leider nicht öffentlich zugänglich, aber der Anblick von außen ist eindrucksvoll.

Der Montaza-Park selbst lädt zum Spazierengehen, Picknicken und Fotografieren ein und ist besonders bei Einheimischen ein beliebter Rückzugsort vom Stadttrubel.