Karnak Tempel in Luxor

Die Karnak-Tempel liegen als größte Tempelanlage von Ägypten in Karnak, einem Dorf etwa 2,5 Kilometer nördlich von Luxor und direkt am östlichen Nilufer. Die ältesten heute noch sichtbaren Baureste des Tempels stammen aus der 12. Dynastie unter Sesostris I. Bis in die römische Kaiserzeit wurde die Tempelanlage immer wieder erweitert und umgebaut.

Die Tempelanlage steht seit 1979 zusammen mit dem Luxor-Tempel und der thebanischen Nekropole auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO.

Karnak Tempel, Amun-Tempel, die Sphinx-Allee

Die Tempelanlage von Karnak Tempel

Herausragend unter den Ruinen ist der Tempel des Amun-Re mit insgesamt zehn Pylonen, deren größter ca. 113 Meter breit und ca. 15 Meter dick ist sowie eine geplante Höhe von ca. 45 Metern aufweist. Die Gesamtfläche des Tempels beträgt ca. 30 Hektar (530, 515, 530 und 610 Meter Seitenlänge). Neben den Pylonen ist die große Säulenhalle, die von Haremhab begonnen und unter Sethos I. und Ramses II. vollendet wurde, besonders beeindruckend.

Die Tempelanlage besteht aus drei von Mauern umgebenen Bereichen: dem Bezirk des Amun (altägyptisch Ipet-sut, „Ort der Erwählung“), dem Bezirk des Month (150 × 156 Meter, Gesamtfläche 2,34 Hektar) und dem Bezirk der Mut (405, 275, 295 und 250 Meter Seitenlänge, Gesamtfläche ca. 9,2 Hektar). Zusätzlich gibt es noch den Aton-Tempel, das Gem-pa-Aton, das Echnaton im sechsten Jahr seiner Regierungszeit in Karnak erbauen ließ. Eine Allee, beidseitig gesäumt von 365 Sphingen, verband einst den Amun-Tempel mit dem rund 2,5 km entfernten Luxor-Tempel. Diese Straße endete am zehnten Pylon des Tempels.

Zweck der Tempelanlage von Karnak Tempel

Nach der Erhebung Amun-Res von Theben zum Lokalgott und später zum Reichsgott begannen die Herrscher des frühen Mittleren Reiches mit dem Bau eines Tempels, der über Jahrtausende hinweg zum heutigen Tempelkomplex erweitert wurde. Dort übte die Amun-Priesterschaft den täglichen Tempeldienst aus. Auch für die Göttin Mut, Gattin des Amun, und für ihren Sohn Chons wurden Tempel errichtet. Gemeinsam bildeten sie die Triade von Theben. Auch Month, der einstige Hauptgott von Theben, erhielt einen eigenen Tempel.

In der altägyptischen Glaubenswelt galt das Prinzip der Maat – der kosmischen Ordnung. Da dieses Prinzip durch menschliches Handeln gestört werden konnte, war es Aufgabe des Königs, durch heilige Handlungen im Tempel das Gleichgewicht zu bewahren. Diese Kulthandlungen wie Opfer, Gebete und Gesänge wurden vom König oder Hohepriester durchgeführt.

Baugeschichte von Karnak Tempel

Der früheste Beleg für einen Amun-Kult in Theben stammt aus dem Mittleren Reich – eine achteckige Säule des Antef II., die heute im Luxor-Museum steht. Die ältesten heute sichtbaren Baureste stammen aus der Zeit Sesostris I. Im Neuen Reich wurde die Anlage stark erweitert. Auch in späteren Epochen, wie der Spätzeit oder griechisch-römischen Zeit, fanden weitere Bauaktivitäten statt.

Bezirke der Tempelanlage von Karnak

Bezirk des Amun

Der größte Bereich der Anlage ist der Bezirk des Amun. Er umfasst den großen Tempel des Amun-Re, den Tempel des Chons, das Barkenheiligtum Ramses III., einen Tempel der Ipet, ein kleines Heiligtum des Ptah und den Tempel des Amenhotep II.

Tempel des Amun-Re

Der sogenannte Reichstempel ist der größte Tempel Ägyptens mit insgesamt zehn Pylonen. Der Tempelkomplex ist eine Sammlung verschiedener aneinandergebauter Sakralbauten. Dabei wurden alte Teile abgerissen und das Baumaterial anderweitig verwendet. Nur das Zentrum des Tempels – vom vierten Pylon bis zum Ach-menu – blieb unangetastet.

Eine Allee mit 365 Sphingen verband den Amun-Tempel mit dem Luxor-Tempel. Zusätzlich führte eine zweite Sphingenallee mit 66 Figuren zum Mut-Bezirk. An der Nordwestseite befand sich ein Nilhafen, über den die Gottesstatue das Westufer besuchen konnte.

Hinter dem Eingangspylon öffnet sich ein großer Hof, dem sich die Hypostylhalle anschließt. Dahinter befindet sich das Allerheiligste. Der Tempel war so angelegt, dass der Boden zum Allerheiligsten anstieg und das Dach abfiel. Besonders bedeutend ist die große Säulenhalle, eines der eindrucksvollsten Bauwerke aus altägyptischer Zeit.

Einige Tempelteile wurden durch Zeit und bewusste Zerstörung (damnatio memoriae) beschädigt. Dennoch ist der Karnak-Tempel – auch in seinem heutigen Zustand – ein überwältigender Ort.

2. Pylon (Westseite)

Der zweite Pylon, errichtet unter der Herrschaft von Haremhab, markierte vom Ende der 18. Dynastie bis zur Zeit Nektanebos’ I. den Haupteingang zur Tempelanlage. Ursprünglich befand sich an dieser Stelle ein Hafenbecken, das als Anlegestelle diente. Dieses ließ Haremhab zuschütten und an einer westlicheren Position neu errichten. Die beiden Pylontürme, ursprünglich 14 Meter dick und 35 Meter hoch, sind heute nur noch etwa zur Hälfte erhalten. Beim Bau wurden unter anderem Blöcke aus den zerstörten Aton-Tempeln von Pharao Echnaton – etwa dem Gem-pa-Aton – als Füllmaterial wiederverwendet.

Eine Statue Ramses’ II., die später von Pinudjem I. usurpiert wurde, zeigt den Pharao gemeinsam mit seiner Tochter Meritamun.

Vor dem Pylon standen einst zwei monumentale Granitstatuen. Die südliche ist vollständig erhalten und zeigt den König mit der Doppelkrone in schreitender Haltung. Von der nördlichen Statue sind lediglich Sockel und Füße erhalten geblieben. Im inneren Durchgang des Pylons standen zwei Götterfiguren. Im Jahr 1954 entdeckte Henri Chevrier bei Aufräumarbeiten im eingestürzten Nordflügel die zerbrochenen Teile einer Kolossalstatue aus Rosengranit. Diese wurde rekonstruiert – die imposante, rund 13 Meter hohe Figur stellt wahrscheinlich Ramses II. dar, mit seiner Tochtergemahlin Meritamun zwischen den Beinen.


IV. und V. Pylon

Mit dem Bau der Pylone IV und V leitete Thutmosis I. eine tiefgreifende Umgestaltung des Tempelkomplexes ein. Diese Pylone wurden entlang der Ost-West-Achse errichtet, um eine neue Hauptrichtung zu etablieren. Zwischen ihnen befand sich einst eine Hypostylhalle mit einer Decke aus Holz, die von mit Elektron verkleideten Papyrusbündelsäulen getragen wurde.

Später ließ Hatschepsut diese Konstruktion verändern, um zwischen den beiden Pylonen zwei monumentale Obelisken aufstellen zu können – sie durchbrachen dabei die damalige Decke. Mit einer Höhe von 32 Metern gelten diese als die höchsten je in Ägypten errichteten Obelisken. Ihre Spitzen waren mit Elektron überzogen; laut antiken Quellen soll sogar die gesamte Oberfläche damit bedeckt gewesen sein. Einer der Obelisken steht noch heute an Ort und Stelle, der andere ist zerbrochen, aber seine Überreste sind in der Nähe des Heiligen Sees zu sehen.


VII. Pylon

Unter Thutmosis III. wurde die Prozessionsachse des Tempels in Richtung Süden verschoben. In diesem Zusammenhang ließ er den VII. Pylon in Richtung des Heiligtums der Göttin Mut errichten. Das Bauwerk bestand aus einem rund 13 Meter hohen Granitportal, flankiert von Kolossalstatuen des Königs. Die Sockel dieser Figuren trugen die Namen unterworfener Völker – im Osten die Asiaten, im Westen die Afrikaner. Vor dem Pylon standen außerdem zwei große Obelisken. Einer davon ist heute verschwunden, da er im Jahr 357 n. Chr. von Kaiser Konstantin II. nach Konstantinopel gebracht wurde. Der damals angelegte Erddamm für den Transport ist bis heute erkennbar.

Die architektonische Gestaltung des VII. Pylons war stark an die des IV. Pylons angelehnt. Dies zeigt sich sowohl in der Hauptachse als auch in der Nebenachse – bis hin zu ähnlichen Darstellungen in den Tordurchgängen, beispielsweise Szenen aus dem königlichen Jubiläum.

VIII. Pylon

Bereits unter der Regentschaft Hatschepsuts wurde der achte Pylon errichtet. Vermutlich ersetzte er ein älteres Bauwerk aus Nilschlammziegeln, das möglicherweise aus der Zeit Amenophis’ I. stammte. Im unteren Bereich war der Pylon von einer niedrigen Mauer aus Kalkstein eingefasst.

Reliefs und Darstellungen:

Auf der Innenfassade (östliche Seite) ist zu sehen, wie Thutmosis I. dem Gott Amun für die Thronbesteigung seiner Tochter Hatschepsut dankt. Die Inschriften wurden später jedoch entfernt und durch den Namen Thutmosis’ II. ersetzt.

An der Außenseite befindet sich eine Darstellung von Amenophis II., wie er vor Amun Feinde erschlägt – auch hier wurde der Großteil der ursprünglichen Hatschepsut-Inschrift zerstört.

Statuenschmuck:

Man geht davon aus, dass sich ursprünglich sechs sitzende Königsstatuen vor dem Pylon befanden. Heute sind lediglich zwei Basen erhalten, die Thutmosis II. zugeschrieben werden und später durch Thutmosis III. restauriert wurden. Vor dem Ostflügel sind keine Reste mehr sichtbar, während auf der Westseite noch eine Sitzstatue von Amenophis I. (ebenfalls von Thutmosis III. restauriert) sowie ein beschädigtes Exemplar von Amenophis II. (rekonstruiert unter Thutmosis IV.) erhalten sind. Der achte Pylon war ursprünglich als südlicher Haupteingang des Tempels geplant, worauf auch die Inschriften an den Nischen der Fahnenmasten von Amenophis II. hinweisen.


Funktion der Tempelanlage in Karnak

Mit der Erhebung Amun-Re zum Schutzgott Thebens und später zum zentralen Reichsgott begannen Herrscher des frühen Mittleren Reiches mit dem Bau eines Tempels zu seinen Ehren. Über die Jahrtausende hinweg entwickelte sich daraus ein gewaltiger Tempelkomplex, in dem die Amun-Priester tägliche Rituale durchführten. Auch die Göttin Mut, Amuns Gemahlin, und ihr gemeinsamer Sohn Chons erhielten eigene Tempel. Zusammen bildeten sie die sogenannte thebanische Triade.


Bauentwicklung des Karnak-Tempels

Mittleres Reich

Eines der frühesten erhaltenen Bauelemente im Amun-Bezirk ist eine achteckige Säule von Antef II., die den Gott Amun-Re nennt.

Unter Sesostris I. entstand der erste große Tempel aus Kalkstein, mit den Maßen 37,4 × 39,6 Meter. Er war von einer Ziegelmauer umgeben. Vor dem Eingang standen Statuensäulen, der vordere Bereich war von Säulengängen umschlossen. Nach Arnold befand sich dort vermutlich ein heiliger Garten. Drei hintereinanderliegende Kulträume bildeten den hinteren Bereich. In der Umfassungsmauer befanden sich Kapellen, darunter die berühmte Chapelle blanche („Weiße Kapelle“).


Neues Reich – 18. Dynastie

Zu Beginn der 18. Dynastie erfuhr das Heiligtum eine starke Erweiterung, ausgehend von Amenophis I. Thutmosis I. fügte die Pylone 4 und 5 sowie eine bogenförmige Umfassungsmauer und ein 21,8 Meter hohes Obeliskenpaar hinzu. Thutmosis II. errichtete westlich davon den sogenannten Festhof.

Unter Hatschepsut und Thutmosis III. folgten bedeutende Bauprojekte:

  • Eine massive Ziegelmauer mit Türmen

  • Ein Vorhof samt Barkensanktuar („Rote Kapelle“ / Chapelle rouge, heute rekonstruiert), sowie der Annalensaal

  • Ein 30,43 Meter hohes Obeliskenpaar zwischen Pylon 4 und 5, das später von Thutmosis III. ummantelt wurde, um es unsichtbar zu machen – ironischerweise schützte dies die Obelisken vor Verfall

  • Der sechste Pylon wurde zwischen der Roten Kapelle und dem fünften Pylon errichtet

  • Ein heiliger See wurde entweder angelegt oder ein bestehender erweitert

  • An der südlichen Achse entstanden die mächtigen Pylone 7 und 8. Am siebten wurden vier Kolossalstatuen Hatschepsuts aufgestellt, während am achten zwei Sitzfiguren und ein Obeliskenpaar Thutmosis’ ihren Platz fanden

Östlich des ursprünglichen Bauwerks von Sesostris I. ließ Thutmosis III. das sogenannte Achmenu errichten. Entlang der Prozessionsstraße nach Luxor entstanden sechs Stationskapellen.

Amenophis III. dehnte die Tempelachse sowohl nach Westen als auch nach Süden aus. Dabei wurden zahlreiche Bauwerke aus der 12. und frühen 18. Dynastie abgerissen und in Fundamenten verbaut. Der dritte Pylon wurde ergänzt, an dessen Stelle acht rund 40 Meter hohe Fahnenmasten standen. Den Abschluss bildete im Süden der zehnte Pylon, vor dem zwei monumentale Quarzitstatuen des Pharao thronten. Wahrscheinlich wurde in dieser Phase auch die Prozessionsstraße zum Mut-Tempel und nach Luxor mit 60 Sphingen neu gestaltet.

Während der Amarna-Zeit kam es zu einem Baustopp. Amenophis IV. (Echnaton) errichtete südlich des Amun-Bezirks das Aton-Heiligtum Gem-pa-Aton, das später unter Haremhab wieder abgetragen und als Baumaterial verwendet wurde.


Säulenhalle (Hypostyl) im Karnak-Tempel

Unter Haremhab begann der Bau der gewaltigen Säulenhalle zwischen dem zweiten und dritten Pylon – ein Projekt, das später von Sethos I. begonnen und unter Ramses II. vollendet wurde. Die Halle ist 103 Meter lang und 53 Meter breit und wurde von 134 Papyrussäulen getragen, die das hölzerne Dach stützten. Die mittleren Säulen erreichten eine Höhe von bis zu 22,5 Metern.

Diese Große Säulenhalle ist das eindrucksvollste architektonische Element des Amun-Tempels. Sethos I. errichtete zunächst zwei Reihen mit jeweils sechs gigantischen Säulen (23 Meter hoch, 10 Meter Umfang). Ramses II., der für seinen monumentalen Stil bekannt war, erweiterte die Halle schließlich auf die vollständige heutige Struktur mit 134 Säulen. Das Dach bestand aus Sandsteinplatten – einige davon sind noch erhalten.

An schattigen Stellen lassen sich noch heute Spuren der originalen, farbenprächtigen Bemalung erkennen. Die beiden mittleren Säulenreihen ragen über die übrigen hinaus und unterscheiden sich vor allem durch die Gestaltung ihrer Kapitelle. Viele der Inschriften und Bilddarstellungen an den Säulen dienten nicht nur religiösen Zwecken, sondern auch der Selbstdarstellung der Pharaonen.

Die Säulenstruktur und ihre Symbolik

Die seitlich angeordneten Säulen in der Großen Hypostylhalle sind stilisierte Darstellungen geschlossener Papyrusdolden. Die beiden erhöhten Mittelreihen hingegen greifen das Bild geöffneter Papyrusblüten auf. Damit stehen alle Säulen in enger Verbindung zur altägyptischen Pflanzenwelt und erinnern – ähnlich wie die Taharka-Säule beim ersten Hof nahe der Ramses-Statue – an abstrahierte Pflanzenstängel.

Zwischen den höheren Mittelschiffen und den niedrigeren Seitenschiffen bestehen deutliche Höhenunterschiede. Diese wurden durch Außenwände ausgeglichen, in die steinerne Gitterfenster eingelassen wurden.

Wenn man den Blick in die Höhe des Mittelschiffs richtet, lassen sich heute noch Reste dieser Fensterkonstruktionen erkennen. Besonders eindrucksvoll ist an dieser Stelle die ursprüngliche Farbgestaltung zu sehen: Kräftige, fast grelle Farben überzogen einst die Säulen und Wände, was einen lebendigen Eindruck vom ehemaligen Erscheinungsbild des Tempels vermittelt.


Der Festtempel Ach-menu (Thutmosis III.)

Der sogenannte Ach-menu – auch bekannt als „Festtempel des Thutmosis III.“ – trug im Altägyptischen den Namen Men-cheper-Ra-ach-menu, was etwa „Men-cheper-Ra ist herrlich an Monumenten“ bedeutet. In späteren Texten wird er auch als „Millionenjahrhaus“ bezeichnet, was darauf hinweist, dass dieser Tempel dem königlichen Kult Thutmosis’ III. in der Gestalt des Amun-Re gewidmet war.

Architektonisch auffällig ist die als Festhalle konzipierte Anlage, die aufgrund ihrer Struktur auch mit einem Festzelt verglichen wird. In der Mittelachse verlaufen zwei Reihen mit je zehn Säulen, flankiert von niedrigeren Seitenschiffen mit insgesamt 32 Säulen.

Am Zugang zum Ach-menu befindet sich die berühmte Königsliste von Karnak – sie umfasst die Namen von 61 ägyptischen Herrschern. Obwohl das Gebäude auf der Ost-West-Achse des Tempelbezirks ausgerichtet ist, greift seine innere Struktur auch Elemente der Nord-Süd-Ausrichtung auf. In seinem hinteren Bereich befinden sich die Sanktuare zweier Gottheiten: im Süden für Sokar, im Norden für Amun-Re. In unmittelbarer Nähe des Ach-menu steht auch der sogenannte Kiosk des Taharqa.


Der Kiosk des Taharqa

Der sogenannte Kiosk des Taharqa stellt ein eindrucksvolles Beispiel spätdynastischer Architektur dar. Seine Festhalle besitzt in der Mittelachse zwei Reihen mit jeweils zehn Säulen, umgeben von insgesamt 32 Säulen in den niedrigeren Seitenteilen. Diese architektonische Anlage ist eine der letzten bedeutenden Ergänzungen der Tempelanlage von Karnak.


Funde beim dritten Pylon und Rekonstruktionen

Während der Restaurierung des dritten Pylons – ursprünglich durch Amenophis III. erbaut – kamen bedeutende Bauteile zum Vorschein: Blöcke der Weißen Kapelle, der Roten Kapelle sowie der Alabasterkapelle wurden im Mauerwerk gefunden. Diese Funde ermöglichten spätere Rekonstruktionen.

So wurden im 20. Jahrhundert die Weiße Kapelle Sesostris’ I. – das älteste heute noch erhaltene Bauwerk des Tempelbezirks – und die Alabasterkapelle wieder aufgebaut. Anfang des 21. Jahrhunderts folgte die Wiedererrichtung der Roten Kapelle der Hatschepsut. Ursprünglich maß der dritte Pylon rund 98 Meter in der Länge und 14 Meter in der Breite, doch heute ist nur noch etwa ein Viertel seiner ursprünglichen Höhe von rund 35 Metern erhalten geblieben.


Die Weiße Kapelle (Chapelle blanche)

Dieses Bauwerk entstand in der 12. Dynastie unter Sesostris I. und besteht aus feinem weißem Kalkstein. Sie gilt als das älteste vollständig erhaltene Bauwerk im Karnak-Komplex. Auf einem Sockel von 1,18 Metern erhebt sich ein quadratischer Kiosk mit den Maßen 6,54 × 6,54 Meter. Getragen wird das Dach von 16 Pfeilern, angeordnet in vier Reihen zu je vier.

Die Weiße Kapelle diente als Barkensanktuar – eine Zwischenstation für die Götterbarke bei Prozessionen. Ursprünglich befand sie sich – wie auch die Rote und Alabasterkapelle – im Bereich zwischen dem dritten und siebten Pylon. Heute ist sie im Freilichtmuseum von Karnak rekonstruiert.


Die Rote Kapelle

Erbaut unter Königin Hatschepsut in der 18. Dynastie, wurde die Rote Kapelle ebenfalls als Barkensanktuar genutzt. Sie befand sich ursprünglich zwischen dem dritten und siebten Pylon. Später ließ Thutmosis III. das Bauwerk abbrechen. Die Blöcke aus rotem Quarzit und schwarzem Granit dienten Amenophis III. als Füllmaterial für den Bau des dritten Pylons.

Während moderner Restaurierungsarbeiten wurden 319 dieser Originalblöcke geborgen. Mit ihnen konnte die Rote Kapelle im Freilichtmuseum originalgetreu wiedererrichtet werden.

Die Darstellungen der Kapelle zeigen zentrale Szenen: die Inthronisierung Hatschepsuts, Opferhandlungen und wichtige Feste Thebens, darunter auch das berühmte Opet-Fest – das hier in seiner ältesten bekannten Darstellung erscheint.


Die Alabasterkapelle

Dieses Bauwerk stammt aus der Zeit Thutmosis’ IV. in der 18. Dynastie und wurde – ebenso wie die anderen beiden Kapellen – als Barkensanktuar genutzt. Auch sie stand höchstwahrscheinlich zwischen dem dritten und siebten Pylon. Die Alabasterkapelle wurde ebenfalls rekonstruiert und zählt heute zu den bedeutendsten Zeugnissen sakraler Architektur aus der Zeit des Neuen Reichs in Karnak.

Tempel von Ramses III.

Direkt hinter dem ersten Pylon auf der rechten Seite des großen Hofes liegt der gut erhaltene Tempel Ramses’ III. Die Anlage ist bemerkenswert vollständig überliefert. Der Zugang erfolgt durch einen Pylon, vor dem zwei monumentale Kolossalstatuen des Königs aufgestellt sind. Dahinter öffnet sich ein rechteckiger Festhof, an dessen Längsseiten je acht Statuensäulen angeordnet sind. An diesen Hof schließt sich eine kleine Halle mit vier weiteren Pfeilern an, gefolgt von einer Hypostylhalle mit zwei Reihen zu je vier Säulen. Im rückwärtigen Teil des Tempels befinden sich drei Heiligtümer, die den Gottheiten Amun-Re, Mut und Chons geweiht sind. Der Aufbau erinnert stark an Tempel C im Mut-Bezirk.


Der Heilige See von Karnak

Südlich des Haupttempels befindet sich ein großer rechteckiger Wasserbereich – der Heilige See. Er misst etwa 120 Meter in der Länge und 77 Meter in der Breite. Anders als man erwarten könnte, wird er ausschließlich durch das natürliche Grundwasser gespeist – es existieren keine Zuflüsse. Direkt neben dem See befand sich ein überdachtes Gehege für Gänse, das über einen Gang mit dem Wasser verbunden war. Die Gänse galten als heilige Tiere des Gottes Amun. Auch diente das Wasser des Sees den Priestern zur rituellen Reinigung der Götterfiguren.


Tempel der Göttin Opet

Der Tempel der Opet wurde in ptolemäischer Zeit unter Ptolemaios VIII. errichtet. Über einen kleinen, von vier Säulen getragenen Kiosk führt ein Aufgang zum Eingang durch den ersten Pylon. Im ersten Hof findet sich ein weiterer, ebenfalls vier-säuliger Kiosk. Der zweite, höher gelegene Hof symbolisiert vermutlich den mythischen Urhügel. Im hinteren Teil des Tempels befindet sich eine Krypta sowie ein unterirdisches Osirisgrab – hier vollzog sich die symbolische Verwandlung des Gottes Amun-Re: Er stirbt in Gestalt des Osiris, geht in den Schoß der Göttin Ipet-weret-Nut ein und wird als der junge Gott Chons neu geboren.


Der Chons-Tempel

Am südlichen Rand des Amun-Bezirks steht der Tempel des Gottes Chons. Das Bauwerk, das eine Länge von rund 80 Metern und eine Breite von etwa 30 Metern aufweist, liegt direkt gegenüber dem Luxor-Tempel. Der ursprüngliche Bau stammt aus der Regierungszeit Ramses’ III. (20. Dynastie) und wurde später von Ramses IV., Ramses XI. und dem Hohepriester Herihor vollendet. Hinter dem Eingangspylon liegt eine gewaltige Säulenhalle mit 28 Stützen. Es folgt ein Hypostyl mit acht gewaltigen Säulen, bevor man in den zentralen Bereich des Tempels gelangt – die sogenannte Barkenkapelle, das Herzstück der Anlage.


Tempel des Ptah

An der Nordmauer des Amunbezirks steht der Tempel des Gottes Ptah. Ursprünglich war dieser Bereich von einer separaten Mauer eingefasst, die jedoch durch die spätere Umfassungsmauer des Amunbezirks ersetzt wurde, wodurch sich der Vorhof des Ptah-Tempels verkleinerte. Der kleine Pylon stammt aus der Zeit Ptolemaios’ III., dahinter befindet sich ein innerer Tempelbereich mit mehreren Räumen. Vor dem Tempel erhebt sich ein kleiner Kiosk. Der Hauptteil des Tempels geht auf Thutmosis III. zurück. Alle Steinbauten der Anlage sind bis heute hervorragend erhalten geblieben.


Tempel von Amenophis II.

Hinter dem zehnten Pylon an der östlichen Seite der Tempelanlage befindet sich der Tempel des Amenophis II. Über eine Rampe gelangt man in den Eingangsbereich, der sich durch eine offene Halle mit Pfeilern auszeichnet. Daran schließt sich ein quadratisches Hypostyl an. Auf der Nord- und Südseite dieses Raumes befinden sich kleinere Kammern. Neuere Forschungen zeigen, dass der Bau des Tempels in seiner heutigen Form nicht direkt auf Amenophis II. zurückgeht, sondern dass Sethos I. ihn mit wiederverwendeten Blöcken eines früheren Baus von Amenophis II. errichten ließ.

Der Month-Bezirk

Unmittelbar nördlich des großen Amun-Re-Bereichs befindet sich der etwa 151 × 155 Meter große Tempelbezirk des Kriegsgottes Month. Die Umfassungsmauer stammt aus der Regierungszeit von Nektanebos I. Das zentrale Heiligtum wurde unter Amenophis III. errichtet. Innerhalb dieses Areals stehen zudem ein Tempel der Maat sowie ein weiterer für den Gott Harpare, der unter Taharqa erbaut wurde. Außerhalb der Umgrenzung liegt das Schatzhaus von Thutmosis I. Der Month-Tempel ist auf den ca. fünf Kilometer entfernten Kultort al-Madamud ausgerichtet. Vom Eingang des Tempels führte einst eine von je 30 menschenköpfigen Sphingen gesäumte Prozessionsallee zu einem Hafenbecken, das heute allerdings nicht mehr mit dem Nil verbunden ist.


Der Mut-Bezirk

Etwa 350 Meter südlich des Tempels des Amun-Re befindet sich ein rund 250 × 350 Meter großes Areal, das der Göttin Mut gewidmet ist. Verbunden war dieser Bereich durch eine Sphingenallee mit 66 Figuren mit dem Haupttempel des Amun. Das zentrale Heiligtum, der Mut-Tempel, wird an drei Seiten von einem Heiligen See umgeben. Weitere Bauwerke in diesem Areal waren ein Geburtshaus von Ramses II. für den jungen Gott Chons (Chonspachrod), ein Tempel Ramses’ III. sowie außerhalb der Einfriedung der Tempel des Kamutef. Im Jahr 1840 wurden große Teile der Bauten zerstört, da das Steinmaterial für eine Fabrikanlage wiederverwendet wurde.


Der Mut-Tempel

Der Eingangsbereich des Tempels wurde unter Sethos II. mit einem Pylon versehen. Vor diesem standen zwei von Taharqa errichtete Schattendächer, die auf Säulen ruhten. Hinter dem ersten Pylon gelangte man in einen Hof mit einem Säulengang in Mittelachse, bestehend aus vier Säulen auf jeder Seite. Durch das Tor des zweiten Pylons gelangte man in einen weiteren Festhof mit zehn weiteren Säulen. In beiden Höfen standen einst zahlreiche Sitzstatuen der Löwengöttin Sachmet. Es folgte eine Hypostylhalle mit ursprünglich acht tragenden Säulen. Daran schloss sich das Barkensanktuar an, umgeben von mehreren Seitenräumen. Dahinter lag der Pronaos, ein Vorraum zum dreigeteilten Heiligtum mit drei Kultnischen. An der Rückseite des Tempels wurde ein Gegentempel von Ptolemaios II. angebaut. Der Tempel wurde im 19. Jahrhundert fast vollständig abgetragen.


Tempel A

Östlich des Mut-Tempels, direkt hinter dem Haupteingang in der Umfassungsmauer, befindet sich Tempel A. Laut Dieter Arnold wurde er unter Ramses II. errichtet, Paul Barguet hingegen schreibt ihn Thutmosis IV. zu. Der erste der drei Pylone bestand aus Nilschlammziegeln. Zwei dort gefundene Statuen tragen zwar den Namen Ramses’ II., wurden aber wahrscheinlich von früheren Herrschern usurpiert. Im zweiten Pylon kamen wiederverwendete Steinblöcke aus der 18. bis 22. Dynastie zum Einsatz. Der dritte Pylon wird wiederum Ramses II. zugeschrieben und zeigt zeittypische Reliefs. Über die Funktion des Tempels herrscht Uneinigkeit: Während Daumas ihn als Barkensanktuar für Chonspachrod identifiziert, deutet Arnold ihn als Geburtshaus für diesen Gott. Aufgrund der schlechten Erhaltung der Dekorationen bleibt die genaue Bestimmung unklar.


Tempel C

Dieser Tempel befindet sich westlich des Heiligen Sees (auch Ischeru oder Ascheru genannt) und wurde in der 20. Dynastie von Ramses III. errichtet. Er war den Gottheiten Amun, Mut und Chons geweiht. Zwei monumentale Statuen des Königs flankierten ursprünglich den Eingang des ersten Pylons. Der dahinterliegende Hof beherbergte je acht Statuen zu beiden Seiten. Über eine Rampe gelangte man in eine kleine Säulenhalle mit vier Säulen. Daran schloss sich ein Hypostyl an, zu dessen Seiten sich jeweils drei Magazinkammern befanden. Im Anschluss folgte ein Vorraum mit drei Sanktuaren im rückwärtigen Bereich. Obwohl der Tempel heute stark beschädigt ist, konnte Ramses III. durch den Papyrus Harris I. als Bauherr zweifelsfrei identifiziert werden.


Kamutef-Tempel

Der Tempel des Gottes Kamutef, einer Erscheinungsform des Amun, wurde unter der Herrschaft Hatschepsuts errichtet. Er liegt nordöstlich, unmittelbar vor dem Mut-Bezirk, an einer 330 Meter langen Allee mit 66 Sphingen zu beiden Seiten. Das steinerne Tempelhaus misst etwa 38,5 × 48,5 Meter und war einst von einer Lehmziegelmauer umgeben, deren Eingangspylon zur Allee hin geöffnet war. Später versuchte Thutmosis III., Hinweise auf Hatschepsuts Bautätigkeit zu tilgen, doch viele Darstellungen belegen ihre Urheberschaft eindeutig.


Gem-pa-Aton

Östlich des Amun-Bezirks ließ Echnaton ein Heiligtum für den Sonnengott Aton errichten, das den Namen Gem-pa-Aton („Gefunden ist der Aton“) trug. Die Anlage entstand vermutlich im sechsten Regierungsjahr Echnatons und maß etwa 130 × 200 Meter – zur Zeit seiner Entstehung war sie damit sogar größer als der Tempel des Amun. In diesem Kontext ließ Echnaton andere Tempel schließen und erklärte Aton zum alleinigen Gott. Nach der Rückkehr zum traditionellen Götterkult – spätestens unter Haremhab – wurde der Atontempel abgetragen. Die sogenannten Talatat-Blöcke, aus denen der Bau bestand, wurden als Füllmaterial in Bauwerken von Haremhab und späteren Herrschern wie in den Pylonen 2, 9 und 10 verwendet. Aufgrund dieser Wiederverwendung sind viele Blöcke gut erhalten geblieben. Im Museum von Luxor wurden hunderte dieser Talatat restauriert und zu Teilansichten des Gem-pa-Aton zusammengesetzt.